Berthold V. von Andechs-Meran

 

 

Das bayerische Adelsgeschlecht der Andechs-Meranier gehörte im Hochmittelalter zu den bedeutendsten und mächtigsten Adelsfamilien im Reich. Ursprünglich aus dem Raum zwischen Lech und Inn stammend, baute das Haus Andechs seit dem Ende des 11.  Jahrhunderts seinen oberfränkischen Besitz in Bamberg zu einem machtvollen Herrschafts- zentrum aus.

Die Familie hatte europaweit bedeutende politische Positionen und Ämter inne als Herzöge von Meranien, Marktgrafen von Istrien, Pfalzgrafen von Burgund, Bischöfe von Regensburg und Bamberg, Patriarch von Aquileia. Eine weitblickende Heiratspolitik verband das Haus mit Herrschern aus Frankreich, Ungarn und Schlesien.

 In den Jahren 1205 erfuhr das Haus Andechs - ein letztes Mal - in der Person Bertholds V., des jüngsten Sohnes Herzog Berthold IV., einen Zuwachs an Macht und Ansehen.Berthold V. hatte sein Glück in Ungarn, an der Seite seiner Schwester Gertrud, versucht. Gertrud von Andechs war mit Andreas II. König von Ungarn (1205 bis 1235) verheiratet. Sie waren die Eltern der hl. Elisabeth welche vom Papst Gregor IX 1235 heilig gesprochenen wurde.

Auf das Betreiben der Königin hin war Berthold Anfang 1206 zum Erzbischof von Kalocsa gewählt worden. Papst Innozenz III. bestätigte allerdings erst nach langem Zögern, wobei nicht nur das jugendliche Alter, er war 25 Jahre alt, sondern mehr noch Bertholds unzureichende Kenntnisse eine Rolle gespielt haben. Der steilen Karriere des jungen Mannes konnte nicht einmal Papst Innozenz II. Einhalt gebieten. Er schickte ihn, nachdem dieser unter dem Vorwand von Studien in Italien umhergezogen war, nach Ungarn zurück und warf König Andreas vor, dass  "er einen Mann zu Meister der Meister erhob, der nur zum Schüler der Schüler taugte".

Nach seiner Rückkehr aus Oberitalien Anfang 1209 wurde er Ban von Kroatien, Dalmatien und Slowenien, 1212 Wojewode von Siebenbürgen und 1213 Graf von Batsch und Bodrog. Auch führte er in jenen Jahren bei Abwesenheit des Königs zusammen mit seiner Schwester die Regierungsgeschäfte.

 Durch die Bevorzugung der in ihrer Umgebung lebenden Deutschen, zog Gertrud jedoch den Unmut des ungarischen Adels auf sich. Am 28.September 1213 fiel sie einem Anschlag einheimischer Magnaten zum Opfer. Der König war zu diesem Zeitpunkt an der Spitze seines Heeres in Galizien unterwegs. Ihr Bruder Berthold konnte sich nur mit knapper Not in Sicherheit bringen. Er flüchtete mit den Schätzen der ermordeten Königin außer Landes, kehrte dann aber auf Anordnung des Königs Andreas bald nach Ungarn zurück, wo ihm die Erziehung des Thronfolgers anvertraut wurde.

Es lässt sich nicht ermitteln, wann der Neubau des Domes von Kalocsa in Angriff genommen wurde, aber der Grundriss mit Chorumgang und die bauplastischen Fragmente mit Verbindung zu Esztergom und Pilis legen, wie von der neueren Forschung angenommen, einen Baubeginn um 1220 unter Erzbischof Berthold nahe. Im Jahre 1217 begleitete er König Andreas II.  bei einem Kreuzzug ins heilige Land.

 Wenige Wochen nach dem Tod des Patriarchen Wolger von Aquileja am 10. Februar 1218 wurde Berthold von Papst Honorius III.- zweifellos im Einvernehmen mit Friedrich II.- zu Patriarchen von Aquileja ernannt. Friedrich II. bestätigte im November 1220 dem neuen Kirchenfürsten alle jene Rechte und Freiheiten, die dessen Vorgänger erworben hatten. In der Urkunde, die Berthold, der den Staufer zur Kaiserkrönung nach Rom begleitet hatte, darüber ausgestellt wurde, fehlte im übrigen auch nicht der Hinweis auf den Besitz der Marktgrafschaft Istrien. Er war damit bis zu seinem Tode im Jahre 1251, der ranghöchste Kirchenfürst Italiens nach dem Papst.

  

Klaus Kempf

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Schütz, Alois    Herzöge und Heilige: Die Familie der Andechs-Meranier

Schnurr,Eva    Die Andechs-Meranier in Franken

Hennig Lothar

 

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